5 Fehler: Argumentation & Erörterung

Beim Schreiben von Argumentationen und Erörterungen schleichen sich häufig Fehler ein, die man mit etwas Übung leicht vermeiden kann – die oftmals aber gar nicht so offensichtlich sind. Gerade für Schülerinnen und Schüler am Gymnasium, die ihre Fähigkeiten in Deutsch und Englisch verbessern wollen, ist es wichtig, diese Stolperfallen zu (er)kennen. In diesem Artikel zeigen wir, welche fünf häufigen Fehler in Erörterungen und Argumentationen auftreten und wie du sie umgehen kannst. Um den größtmöglichen Nutzen aus diesem Artikel zu ziehen, empfehlen wir, dass du im Anschluss eine deiner alten Erörterungen noch einmal durchliest und zu identifizieren versuchst, ob und welche Fehler dir unterlaufen sind. Am besten notierst du deine Ergebnisse irgendwo und schaust sie dir vor der nächsten Klausur oder Schulaufgabe noch einmal an!


Inhalt

I. Fehlendes Verständnis der Aufgabenstellung

II. Unpräzise These

III. Unklare Struktur der Erörterung

IV. Zu allgemeine, unvollständige und unbelegte Aussagen

V. Kein angemessenes Sprachniveau


Der Artikel orientiert sich am Deutschabitur in Bayern; die Gedanken und Strategien lassen sich jedoch ebenso auf andere Bundesländer oder sogar andere Fächer übertragen.

I. Fehlendes Verständnis der Aufgabenstellung

Einer der häufigsten und zugleich grundlegendsten Fehler beim Verfassen von Argumentationen und Erörterungen ist das Missverständnis der Aufgabenstellung. Das ist ein besonders ärgerlicher Fehler, der sich auf deinen gesamten Aufsatz auswirken kann – es gilt also: Die Aufgabenstellung sicherheitshalber doppelt und dreifach lesen!

Zunächst sollte identifiziert werden, welche Textsorte überhaupt produziert werden soll. Bei der Erörterung wird zwischen der linearen und der dialektischen Erörterung unterschieden:

  • Lineare Erörterung: Einseitige Argumentation mit einer klaren Position – du entscheidest dich für die Pro- oder Kontraseite.

  • Dialektische Erörterung: Ausgewogene Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten, bevor eine fundierte Schlussfolgerung gezogen wird.

Oft lässt sich die richtige Form der Erörterung aus der Aufgabenstellung herauslesen, manchmal wird diese aber auch ganz konkret benannt.

Beispiel für ein fehlerhaftes Verständnis:

Aufgabenstellung: „Erörtern Sie, ob es sinnvoll ist, mehr öffentliche Mittel in den Umweltschutz zu investieren.“

Fehlerhafte Bearbeitung: „Es ist wichtig, den Umweltschutz zu fördern, da die Natur geschützt werden muss. Maßnahmen wie Recycling und erneuerbare Energien sind sinnvoll, sodass mehr Mittel in den Umweltschutz investiert werden sollen.“

Warum ist das problematisch?

Hier wird nur eine Seite der Problematik beleuchtet, mithin eine lineare Erörterung vorgenommen. Gegenpositionen, wie etwa ökonomische Herausforderungen oder Priorisierungen anderer gesellschaftlicher Bereiche bleiben völlig außer Acht. Dies wäre die richtige Vorgehensweise, wenn die Aufgabenstellung folgendermaßen lautet: „Erörtern Sie, warum die Investition öffentlicher Mittel in den Umweltschutz sinnvoll ist.” Unsere Aufgabenstellung erfordert jedoch eine Abwägung der Pro- und Kontra-Argumente, also eine dialektische Erörterung.

Verbesserungsvorschlag (stark gekürzt und vereinfacht):

„Die Frage, ob mehr öffentliche Mittel in den Umweltschutz investiert werden sollten, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Einerseits ist der Umweltschutz unverzichtbar, um die Klimaerwärmung einzudämmen und künftigen Generationen ein lebenswertes Umfeld zu garantieren. Maßnahmen wie die Förderung erneuerbarer Energien und der Erhalt der Natur erfordern dabei hohe finanzielle Ausgaben und Investitionen. Andererseits stehen Regierungen vor der Herausforderung, die begrenzten Mittel effektiv zu verteilen. Investitionsbedarf besteht nicht nur im Bereich des Klimaschutzes, sondern beispielsweise auch im Bildungs- oder Gesundheitswesen. Hieraus ergibt sich ein komplexes Spannungsfeld. Dennoch überwiegt im Kontext der globalen Klimakrise die Notwendigkeit, dem Umweltschutz oberste Priorität einzuräumen.“


II. Unklare oder unpräzise formulierte These

Die These bildet das Herzstück jeder Argumentation, sie ist der rote Faden, der sich durch die gesamte Argumentation zieht. Ist sie unklar, unpräzise oder gar widersprüchlich, verliert der gesamte Text an Überzeugungskraft. Eine starke These sollte daher eindeutig, spezifisch und argumentativ herausfordernd sein. Interpretationsspielräume und vage Formulierungen sollten hier unbedingt vermieden werden.

Beispiel für eine unklare These:

„Meinungsfreiheit ist wichtig, aber kann auch zu Problemen führen.“

Warum ist das problematisch?

Diese These wirkt unentschlossen und lässt offen, welche Position bezogen wird. Sie bietet keine klare Richtung für die Argumentation und eure Lehrkraft wird sich sofort die Frage stellen: „Was ist mit Problemen gemeint?”. Auch die Aussage, dass Meinungsfreiheit „wichtig” ist, wirft weitere Fragen auf und sollte noch präziser formuliert werden.

Verbesserungsvorschlag:

„Die Meinungsfreiheit ist ein unverzichtbares Grundrecht und Grundpfeiler demokratischer Ordnungen, doch sie stößt an ihre Grenzen, wenn sie zur Verbreitung von Hass und Diskriminierung genutzt wird. Daher bedarf sie einer klaren rechtlichen Regulierung, um gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gewährleisten.“


III. Unklare Struktur und fehlende Übergänge

 Eine weitere Herausforderung beim Verfassen von Argumentationen und Erörterungen ist es, die Gedanken in eine klare, nachvollziehbare Struktur zu bringen. Fehlt diese Struktur oder sind die Übergänge zwischen den Argumenten holprig, fällt es den Leserinnen und Lesern schwer, dem roten Faden zu folgen. Der Text wirkt dann schnell sprunghaft und wenig überzeugend. Auch wenn eine Argumentation mit einer klaren These beginnt, reicht das allein nicht – die Linie muss sich konsequent durch den gesamten Hauptteil ziehen. Je mehr der rote Faden von Absatz zu Absatz ausfranst, desto schwerer wird es, am Ende eine wirklich gute Note zu erreichen.

Eine gute Struktur ist weit mehr als nur Ordnung auf dem Papier: Sie verleiht einer Argumentation Überzeugungskraft. Der rote Faden hilft dabei, die Argumente logisch aufeinander aufzubauen, sodass die Leserschaft den Gedankengängen mühelos folgen kann. Fehlen jedoch saubere Übergänge, wirken selbst starke Argumente wie lose aneinandergereihte Gedanken und verlieren an Schlagkraft. Während des Schreibens spontan eine durchdachte Struktur zu entwickeln, ist extrem schwierig – Planung ist hier der Schlüssel. Deshalb sollte bereits vor dem Schreiben zumindest eine grobe Gliederung oder zumindest eine Mindmap stehen, um nicht den Überblick zu verlieren.

Beispiel für eine fehlerhafte Struktur (stark gekürzt und vereinfacht):

„Soziale Medien bergen viele Gefahren. Gleichzeitig sind sie ein wichtiges Instrument, um Informationen schnell zu verbreiten. Lesen ist eine wertvolle Fähigkeit, die durch soziale Medien vernachlässigt wird.“

Warum ist das problematisch?

In diesem kurzen Beispiel werden mehrere Themen angerissen – Gefahren sozialer Medien, ihr Nutzen und die Bedeutung des Lesens – ohne dass klar wird, wie sie zusammenhängen. Der Text wirkt dadurch wie eine lose Sammlung von Gedanken, statt eine klare Argumentationslinie zu verfolgen. Die Leserschaft bleibt ratlos zurück: Worum geht es hier eigentlich?

Verbesserungsvorschlag mit klarem roten Faden:

„Soziale Medien sind zweifellos ein mächtiges Werkzeug, das die Art und Weise, wie wir kommunizieren und Informationen konsumieren, revolutioniert hat. Gleichzeitig werfen sie Fragen auf, ob sie unsere Lesegewohnheiten und die Fähigkeit zur vertieften Auseinandersetzung mit Texten negativ beeinflussen. Während soziale Medien oft als Informationsquelle dienen, fördern sie Schnelllebigkeit, die dem tiefgründigen Lesen entgegensteht. Studien zeigen, dass Menschen, die viel Zeit auf Plattformen wie Instagram oder TikTok verbringen, seltener zu komplexerer Literatur greifen. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie wir soziale Medien nutzen können, ohne traditionelle Bildungsmethoden wie das Lesen zu vernachlässigen.“

Warum funktioniert das besser?

  • Ein Gedanke pro Abschnitt: Der Text bleibt bei einem Thema und entwickelt es schlüssig weiter.

  • Fließende Übergänge: Die positiven Aspekte sozialer Medien werden direkt in die kritische Reflexion übergeleitet.

  • Ein klarer roter Faden: Der gesamte Abschnitt beschäftigt sich konsequent mit der Spannung zwischen Mediennutzung und Lesegewohnheiten.


IV. Zu allgemeine oder unbelegte Aussagen

Wenn Zeitdruck oder ein fehlendes tieferes Verständnis ins Spiel kommen, schleichen sich schnell zu allgemeine oder schlecht belegte Aussagen in eine Argumentation ein. Doch ohne klare Begründungen und konkrete Beispiele verliert ein Text schnell an Überzeugungskraft und wirkt oberflächlich.

Beispiel für fehlende Begründung:

„Der Klimawandel ist ein großes Problem. Wir müssen etwas dagegen tun. Die Situation wird immer schlimmer."

Warum ist das problematisch?

Diese Aussage enthält weder konkrete Fakten noch Begründungen. Was macht den Klimawandel zu einem Problem? Welche Maßnahmen sind notwendig? Welche Entwicklungen zeigen die Verschlechterung? Auch wenn das für Schülerinnen und Schüler vielleicht einfache oder offensichtliche Fragen sind, ist es unerlässlich diese Kontexte in die Argumentation einfließen zu lassen.

Verbesserungsvorschlag:

„Der Klimawandel stellt eine ernsthafte Bedrohung dar, wie aktuelle Studien des Weltklimarats belegen: Die globale Durchschnittstemperatur ist seit 1880 um 1,1°C gestiegen. Diese Erwärmung führt zu messbaren Konsequenzen wie dem Anstieg des Meeresspiegels und der Zunahme von Extremwetterereignissen. Um diese Entwicklung einzudämmen, sind konkrete Maßnahmen wie die Reduzierung von CO₂-Emissionen und der Ausbau erneuerbarer Energien notwendig."


Während Beispiele die Argumentation stärken können, ist es wichtig, das richtige Maß zu finden. Zu viele Beispiele können vom Kernargument ablenken und bei den Leserinnen und Lesern folgenden Gedanken hervorrufen: „Ich habe das Argument schon vor drei Beispiele verstanden, warum geht es nicht weiter?” Zu wenige Beispiele erschweren allerdings das Verständnis und können dazu führen, dass sich Lehrkräfte nichts Konkretes unter dem Argument vorstellen können. Dann liegt auch meist der Gedanke nicht ganz fern, dass die Schülerin oder der Schüler das Argument vielleicht gar nicht so umfänglich verstanden hat? Du solltest also eine gesunde Balance bei der Einbindung von Beispiele finden, ein Beispiel pro Argument ist hierbei das Minimum.

V. Kein angemessenes Sprachniveau

Ein weiterer häufiger Stolperstein in Argumentationen und Erörterungen ist das Sprachniveau. Dabei geht es nicht nur um korrekte Grammatik, Rechtschreibung oder Zeichensetzung – auch wenn diese Grundlagen selbstverständlich wichtig sind. Entscheidend ist vor allem der Stil: Ein klarer, sachlicher Sprachstil signalisiert Kompetenz und Ernsthaftigkeit. Umgekehrt hinterlässt ein unstrukturierter, zu umgangssprachlicher Stil schnell einen unprofessionellen Eindruck.

Besonders häufig passiert es, dass beim Versuch, besonders „hochgestochen” zu schreiben, komplizierte Schachtelsätze entstehen. Das Problem dabei: Je länger und verschachtelter der Satz wird, desto schwieriger wird es, ihn fehlerfrei zu formulieren – und genauso schwierig wird es für die Lehrkräfte, ihn zu entziffern. Das ist eine klassische Lose-lose-Situation: Mehr Mühe beim Schreiben und weniger Verständnis beim Lesen.

Besser ist es deshalb, kürzere, präzise formulierte Sätze zu verwenden, die klar und leicht nachvollziehbar sind.

Beispiel für ein ungünstiges Sprachniveau:

„Die sozialen Medien, die, wie bereits viele Studien gezeigt haben, eine große Bedeutung in der heutigen Gesellschaft haben, weil sie für die Kommunikation und den Austausch von Informationen genutzt werden, können auch negative Auswirkungen haben, insbesondere auf Jugendliche, die, wie ebenfalls Studien zeigen, besonders anfällig für den Einfluss durch soziale Medien sind.“

Verbesserungsvorschlag:

„Soziale Medien nehmen eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft ein, vor allem als Plattformen für Kommunikation und Informationsaustausch. Gleichzeitig belegen Studien, dass sie auch negative Auswirkungen haben können – besonders auf Jugendliche, die für ihren Einfluss besonders empfänglich sind.“

Wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, kannst du uns gerne über das Kontaktformular auf unserer Website oder unter alina@onlinetutorin.de kontaktieren. Solltest du Probleme haben diese Fehler zu erkennen oder zu vermeiden, unterstützen wir dich dabei gerne im Rahmen unseres Einzelunterrichts.

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